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Eine Wanderung durch die Stille: Meine Erfahrung auf dem Pfälzer Waldpfad
Die Entscheidung, den Pfälzer Waldpfad zu wandern, kam aus einem Wunsch nach Ruhe und Entschleunigung. Der ca. 140 km lange Weg führt von Kaiserslautern Bahnhof bis Schweigen-Rechtenbach zum Deutschen Weintor und verspricht eine Wanderung durch die Einsamkeit der Natur. Im November, einer Zeit, in der die Wälder menschenleer sind und die Stille greifbar ist, machte ich mich auf den Weg – und meine Erwartungen wurden voll und ganz erfüllt.
Der Weg und die Erfahrung
Bereits am ersten Tag wurde klar, dass dieser Weg weniger von spektakulären Aussichtspunkten lebt, sondern von der Sinnlichkeit des Waldes. Das Rascheln der Blätter unter meinen Wanderschuhen, die kühle Luft und der Duft von feuchtem Moos begleiteten mich auf jedem Schritt.
Die wahren Besonderheiten zeigten sich am dritten und vierten Tag: Ich war den ganzen Tag allein im Wald. Keine anderen Wanderer, keine Gespräche, nur ich und die Natur. Es war, als wäre die Welt stillgestanden, und diese Stille hatte etwas Beruhigendes, fast Meditatives. Erst abends, im Hotel, sah ich wieder andere Menschen. Doch auch diese kurzen Begegnungen konnten die Ruhe nicht stören, die der Wald mir schenkte.
Allerdings bin ich nicht immer dem Originalweg gefolgt. Um die Etappen so anzupassen, dass ich maximal 25 Kilometer am Tag wandern musste, habe ich teilweise Alternativrouten gewählt. Dadurch habe ich nicht alle Attraktionen des offiziellen Weges gesehen, was jedoch keinen Abbruch an meinem Erlebnis tat. Auch die vorgesehenen Etappenziele konnte ich im Vorfeld nicht berücksichtigen, da diese oftmals in Wanderheimen waren. Im November waren diese Unterkünfte geschlossen oder hatten sogar dauerhaft geschlossen, dort gab es keinen Pächter mehr.
Der Weg der Sinne
Der Pfälzer Waldpfad ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen, kein Weg der großen Panoramen – und genau das macht seinen Reiz aus. Stattdessen bietet er die Möglichkeit, die Seele baumeln zu lassen und vollends in die Natur einzutauchen. Es war ein Erlebnis für alle Sinne: Das Spiel von Licht und Schatten auf dem Waldboden, die leisen Geräusche des Windes in den Baumkronen und die Mächtigkeit der Felsformationen, die immer wieder mal zu sehen waren.
Fazit
Diese Wanderung war für mich ein wahrer Genuss für die Seele. Sie hat mir gezeigt, wie wertvoll es sein kann, sich ganz auf die Natur einzulassen und die Stille zu genießen. Der Pfälzer Waldpfad ist kein Weg für jene, die auf der Suche nach Selfie-Hotspots oder spektakulären Aussichten sind. Aber für alle, die Ruhe und Einkehr suchen, ist er ein absoluter Geheimtipp. Er ist durchweg gut markiert und ausgeschildert.
Ich kann diese Erfahrung jedem empfehlen, der den Alltag für eine Weile hinter sich lassen und die Sinnlichkeit des Waldes erleben möchte. Der November war die perfekte Zeit dafür: menschenleer, still und wunderschön.
Tag 1 Kaiserslautern – Dansenberg
Fr 1. November 2024 – 10,2km
Mein Zug kam gegen 12:00 Uhr in Kaiserslautern an. Dadurch war die erste Etappe mit etwa 10 Kilometern relativ kurz. Sie führte direkt vom Bahnhof hinaus aus der Stadt, hinein ins Grüne, und hinauf zum Humbergturm. Von dort war mein Tagesziel, Dansenberg, schnell erreicht.
Tag 2 Dansenberg – Schwarzbach
Sa 2. November 2024 – 21,5km
Diese Etappe führte mich zunächst von Dansenberg hinunter zum Naturfreundehaus Finsterbrunnental. Dort fließt die Moosalbe, die mich heute ein gutes Stück des Weges begleitete, bis hin zu ihrer Quelle. Ein weiterer Begleiter ist die Straße auf der anderen Flussseite und war nicht zu überhören. Ein besonderes Highlight war die malerische Karlstalschlucht, die mit ihrer beeindruckenden Naturkulisse beeindruckte. Nach der Quelle erreichte ich bald Johanniskreuz und schließlich Schwarzbach.
Tag 3 Schwarzbach – Waldfischbach Burgalben
So 3. November 2024 – 22,7km
Ein Tag ganz im Wald. Am Hundsberg verließ ich den offiziellen Waldpfad und folgte der historischen „Hundstraße“ in Richtung Burgalben. Diese alte Straße, die bereits in der Kelten- und Römerzeit genutzt wurde, verlieh der Etappe eine besondere Atmosphäre und ließ mich in die Geschichte der Region eintauchen.
Tag 4 Münchweiler an der Rodalb – Hauenstein
Mo 4. November 2024 – 24,9km
Um die 35 Kilometer lange Originaletappe abzukürzen, fuhr ich mit dem Zug nach Münchweiler an der Rodalb. Die App Bergfex empfahl mir eine Route durch die Kernzone des Biosphärenreservats – und es hat sich absolut gelohnt! In diesem Bereich wird die Natur sich selbst überlassen, was eine besondere Wildnisatmosphäre schafft. Auf den alten Forstwegen lag auch mal ein Baum quer, was die Wanderung zusätzlich abenteuerlich machte. Nach etwa 12 Kilometern stieß ich am Luitpoldturm wieder auf den Pfälzer Waldpfad.
Tag 5 Hauenstein – Bundenthal
Di 5. November 2024 – 20km
Auf dieser Etappe habe ich die beeindruckenden Felsen des Dahner Felsenlands leider aufgrund einer Fehlplanung verpasst. Mein Weg führte mich zur Queichquelle und anschließend hinauf zum Wanderheim Dicke Eiche – leider auf der falschen Talseite. Um das Dahner Felsenland zu erreichen, hätte ich viel früher auf der anderen Seite des Queichtals aufsteigen müssen. Dennoch gab es ein echtes Highlight: die Ruine Drachenfels, die mit ihrer beeindruckenden Kulisse mich an diesem Tage etwas entschädigte.
Tag 6 Bundenthal – Schweigen Rechtenbach
Mi 6. November 2024 – 22,7km
Auf dieser letzten Etappe des Pfälzer Waldpfades überschreitet man die Grenze nach Frankreich. Zunächst ging es für mich zurück nach Erlenbach, wo ich wieder auf den Waldpfad traf. Bei St. Germanshof erreichte ich die französische Grenze und folgte dem malerischen Grenzweg eine ganze Weile. Schließlich führte der Weg in die Weinberge deutscher Winzer auf französischem Boden – eine interessante Feststellung. Das Deutsche Weintor in Schweigen-Rechtenbach war danach schnell erreicht und markierte den offiziellen Abschluss meiner Wanderung auf dem Pfälzer Waldpfad.